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30.11.2020

Vorbereitung auf Afrikanische Schweinepest wird intensiviert

Vorschläge aus der Region für weitere Präventionsmaßnahmen in München umgesetzt

Fachleute aus dem Fichtelgebirge diskutierten mit Landtagsabgeordneten Martin Schöffel und Landrat Peter Berek über Präventionsmaßnahmen gegen die herannahende Afrikanische Schweinepest. Diverse Forderungen aus der Region wurden nun mit Unterstützung des Abgeordneten in München erfüllt.



Seit einigen Monaten breitet sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Brandenburg und Sachsen aus. Die Viruserkrankung tritt ausschließlich bei Haus- und Wildschweinen auf und ist für Menschen und andere Wildtiere ungefährlich. „Trotzdem gilt es jetzt gerade auch in unseren angrenzenden Landkreisen zu Sachsen und Tschechien, eine Einschleppung und Ausbreitung der Tierseuche bestmöglich zu verhindern und sich mit koordiniertem Handeln  auf einen möglichen Ausbruch im Wildschweinen vorzubereiten“, stellt der heimische Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (CSU) fest. Wesentliche Präventionsmaßnahmen sind gemäß Expertenmeinung die Reduktion der Wildschweindichte durch intensive Bejagung, das schnelle Auffinden von Fallwild und die Aufstellung von Wildschutzzäunen entlang der Bundesautobahnen im Grenzgebiet. Die bisherigen Erfahrungen mit ASP-Ausbrüchen in Europa belegen, dass der Mensch ein entscheidender Faktor für die Verbreitung des Erregers ist. Insbesondere das unachtsame Entsorgen von kontaminierten Lebensmitteln (z. B. Rohwurstsemmeln oder andere Essensreste) kann zur spontanen Verbringung des Erregers über weite Strecken und Einschleppung an irgendeinem Ort führen. Das Risiko eines nachfolgenden Ausbruchs der Seuche ist in Revieren mit Schwarzwild am höchsten. Die Erregerverschleppung kann zwar langsamer aber durchaus auch durch infizierte, wandernde Wildschweine erfolgen.

 

Wie wirken die in Bayern bereits eingeleiteten Maßnahmen und was kann noch getan werden – regional und bayernweit? Was ist zu tun wenn der Fall eintritt? Über diese und weitere Fragen tauschten sich auf Einladung von Landtagsabgeordneten Martin Schöffel, Landrat Peter Berek und Fachvertreter aus Landwirtschaft, Jagd, Staatsforsten, Jagdbehörde sowie Veterinäramt Anfang November in einer Videokonferenz aus.

 

Verschiedene Diskussionspunkte aus der Runde brachte der Abgeordnete sofort in München vor und setzte sich dort für die kurzfristige Umsetzung ein. So forderten Schwarzwildberater Klaus Schmidt, die Vertreter der Forstbetriebe und der unteren Jagdbehörde eine schnelle politische Lösung für die unbürokratische Genehmigung von Bewegungsjagden auch während des Corona-Lockdowns. Nun wurde der geforderte bayernweite Leitfaden und die Empfehlung für die Genehmigung und Durchführung von Bewegungjagden als unabdingbares Regulationsinstrument der Schwarzwildpopulation vom Umweltministerium an die Kreisverwaltungsbehörden übermittelt. „Damit kann diese zwingend nötige Präventionsmaßnahme gegen einen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ab sofort wieder durchgeführt werden. Alle Wildarten des Abschussplans können erlegt werden“, erklärt Martin Schöffel. „Zudem wird die Aufwandsentschädigung in den grenznahen Landkreisen zu Tschechien, Sachsen und Thüringen in Höhe von 100 Euro pro Wildschwein auch im Jahr 2021 fortgeführt und – vorbehaltlich der Zustimmung durch den Haushaltsgesetzgeber – ab 1. Dezember 2020 bayernweit eine erhöhte Abschussprämie von 70 Euro pro Wildschwein für das aktuelle Jagdjahr gezahlt.“

Severin Wejbora, Leiter der BJV-Landesjagdschule Wunsiedel, stellte das Konzept des Bayerischen Jagdverbandes und des Jagdgebrauchshundevereins Bayern zum Aufbau einer neuen Hundestaffel zur Schwarzwild-Kadaversuche vor: „Wir müssen uns in Bayern breiter aufstellen und jetzt an mehreren Stationen in Bayern mit der Ausbildung von geeigneten Suchhunden beginnen, damit wir diese sofort einsetzen können, sobald die ASP bei uns auftritt!“ Mittlerweile hat das Bayerische Umweltministerium für das Projekt nun insgesamt rund 150.000 Euro zugesagt. Die neue Hundestaffel soll im Ausbruchsfall neben modernster Drohnentechnik und Wärmebildkameras eine schnelle und zielgerichtete Fallwildsuche sicherstellen. Dazu werden in Kooperation mit Jagdverband und Hundeverbänden an der Landesjagdschule in Wunsiedel und weiteren Orten in Bayern Hunde speziell zur Fallwildsuche ausgebildet.

Insgesamt sind rund 13 Millionen Euro im nächsten Jahreshaushalt für die Tiergesundheit und Bekämpfung von Tierseuchen vorgesehen. Damit soll auch weiteres Zaunmaterial beschafft werden. Die Zäune können zielgerichtet aufgestellt werden und die zuständigen Behörden vor Ort können im Falle eines Ausbruchsfalls in Bayern bei der Errichtung von Kernzonen unterstützt werden. Auf einer Gesamtlänge von rund 500 Kilometern entlang der Bundesautobahnen im Gebiet der Grenze zu Thüringen, Sachsen und der Tschechischen Republik wurden zudem feste Wildschutzzäune errichtet.

 

Wichtig sei, da waren sich alle einig, auch die Zusammenarbeit der Behörden und Abstimmung der Maßnahmen über Landkreis-, Bezirks und Landesgrenzen hinweg. „Wir werden den Austausch mit den angrenzenden Landkreisen und den Bezirksregierungen noch verstärken“, versprach Landrat Peter Berek. Nachdem nach Meinung der Jäger im angrenzenden Sachsen das Schwarzwild weniger intensiv bejagd wird als in Bayern und Tschechien, will Martin Schöffel vor dem Hintergrund der gemeinsamen Prävention gegen die Ausbreitung der ASP zusammen mit dem bayerischen Landwirtschaftsministerium in Sachsen dafür werben, ebenfalls weitere Maßnahmen zur Reduzierung des Schwarzwildbestandes einzuführen.