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12.03.2020

Modellprojekt Kurzzeitpflege am Klinikum Selb

Neue Idee

Die Nachfrage nach Kurzzeitpflegeplätzen steigt auch im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge stetig und kann durch die vorhandene, eingestreute Kurzzeitpflege in den stationären Einrichtungen nicht abgedeckt werden. Eine Idee der Diakonie Selb-Wunsiedel könnte hier für Abhilfe sorgen. Am Klinikum Selb könnten in einer leerstehenden Station 15 Kurzzeitpflegeplätze eingerichtet werden. Das Konzept hätte viele Vorteile und könnte modellhaft für ganz Bayern wirken. Aus diesem Grund hat sich der heimische Landtagsabgeordnete Martin Schöffel an die bayerische Gesundheits- und Pflegeministerin Melani Huml gewandt und die örtlich Verantwortlichen zu einem Gespräch vor Ort am Klinikum Selb mit dem Pflegeministerium eingeladen, um die Idee in die Umsetzung zu bringen.



Wohin, wenn man nach einem Krankenhausaufenthalt noch nicht ganz fit ist, um in die eigenen vier Wände zurückzukehren? Eine Lösung kann die Kurzzeitpflege in einer stationären Pflegeeinrichtung bieten.  Jedoch reichen die vorhandenen Plätze hier nicht aus und Patienten müssen teilweise in mehr als 80km entfernte Häuser verlegt werden. „Der Freistaat hat 2018 und 2019 umfangreiche Förderprogramme zur Schaffung von Kurzzeitpflegeplätzen aufgelegt. Allein für die neue staatliche Investitionskostenförderung von Kurzzeit-, Tages- und Nachtpflegeplätzen sind Haushaltsmittel von 60 Mio Euro pro Jahr veranschlagt. Aber so schnell wie der Bedarf wächst, sind die nicht gebaut,“ stellt Martin Schöffel fest. „Am Klinikum Selb hätten wir eine leerstehende Station in Top-Zustand, die relativ kurzfristig den Erfordernissen einer Kurzzeitpflegestation entsprechend umgebaut werden und unter der Trägerschaft der Diakonie Selb-Wunsiedel in Verbindung mit dem Paul-Gerhardt Haus Selb in Betrieb gehen könnte. 15 Plätze in modernen Einzelzimmern könnten so entstehen. Dafür brauchen wir eine modellhafte Lösung mit einer passenden Förderung in der Anlaufphase!“ Mit dieser Anfrage hatte sich Schöffel an die bayerische Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml gewandt, die der Idee grundsätzlich positiv gegenübersteht und ihren Mitarbeiter Markus Hütter aus dem Fachreferat des Ministeriums zur Beratung vor Ort entsandte.

 

Gemäß Hannes Kohrhammer, Geschäftsführender Vorstand des Diakonischen Werks Selb-Wunsiedel e. V. ergäben sich neben der Erhöhung der Kurzzeitpflegeplätze noch weitere Vorteile für die Region: „Patienten könnten nach ihrem Krankenhausaufenthalt umgehend in die Kurzzeitpflege wechseln. Die psychischen und physischen Belastungen werden so gering gehalten, desweiteren entfallen hohe Transportkosten zu den Heimen. Auch könnten jüngere Menschen mit „Übergangspflegebedürftigkeit“ nach schwerwiegender Erkrankung oder nach Operationen aufgenommen und müssten nicht in einem Seniorenheim betreut werden.“ Auszubildende des Klinikums könnten ihren Teil der im Rahmen der neuen generalistischen Ausbildung notwendigen Außeneinsätze im Altenhilfebereich in der Kurzzeitpflegestation ableisten. Auch könne die vorhandene Infrastruktur des Krankenhauses mitgenutzt und mit refinanziert werden. „Als gemeinnützige Organisation ist die Diakonie nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet. Wir können „Wirtschaftlichkeit“ ein Stück weit wegdenken – es geht uns um die Menschen, denen man helfen kann!“, so Kohrhammer weiter. Jedoch müsse auch die Diakonie die bestehenden Riskofaktoren wie wechselnde Auslastung,  vorsorglicher Personalbedarf zur Einhaltung der Fachkraftquote und belegungsunabhängige Fixkosten wie beispielsweise Miete, Reinigung, Versicherung etc. im Blick haben. Nun stelle sich die Frage, welche Möglichkeiten es gäbe, dieses Risiko gerade in der Anlaufphase zu senken bzw. auf mehrere Schultern zu verteilen.

 

Martin Schmid, Geschäftsführer des Klinikums Fichtelgebirge begrüßte die Idee der Diakonie, in den leerstehenden Räumen am Klinikum Selb eine Kurzzeitpflegestation einzurichten: „Unsere Mitarbeiter telefonieren sich oft die Finger wund, bis sie einen Kurzzeitpflegeplatz für zu entlassende Patienten finden.“ Er bestätigte auch die angesprochenen Synergieeffekte für das Klinikum. Auch Landrat Dr. Karl Döhler, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Klinikums Fichtelgebirge und die weiteren anwesenden Aufsichtsratsmitglieder  sprachen sich für die angedachte Umnutzung aus. Einig war man sich in der Runde, dass die Vorteile einer solchen Kooperation zwischen Klinikum und Träger einer Pflegeeinrichtung modellhaft für ganz Bayern wirken könnten, wo immer vorhandene Bettenkapazitäten in Kliniken aufgrund von Strukturveränderungen nicht mehr für akutstationäre Behandlung benötigt würden.

Martin Schöffel: „Die Umsetzung einer solchen Kooperation könnten wir in Selb in einem Modellprojekt erproben und aus den Erfahrungen die Anpassung der staatlichen Förderprogramme für die Schaffung von Kurzzeitpflegeplätzen einleiten. Ich setze mich dafür ein, dass gerade die erhöhten Kosten in der Anlaufphase abgesichert werden.“ Immerhin handle es sich um eine hohe Anzahl von Kurzzeitpflegeplätzen, die in kürzester Zeit Marktakzeptanz erreichen könnten. Nachdem gemäß Ortstermin Einigkeit bei den örtlich Verantwortlichen herrsche, die am Klinikum Selb ungenutzten Raumkapazitäten nach Umbau für die Kurzzeitpflege geeignet erschienen und die Ministerin und das Pflegeministerium dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüberstünden, werde in Kürze am Ministerium ein Folgetermin zur Klärung der förderrechtlichen Fragen und Ausgestaltung des angedachten Modellprojektes mit den Beteiligten stattfinden, so der Abgeordnete abschließend.